GESPENSTERREISEN
Es gibt eine Form zu REISEN, die eindeutig, zweideutig und mehrdeutig ist: Denn entweder REISEN Gespenster oder Menschen machen REISEN zu Gespenstern. Oder handelt es sich um ein REISEN in Begleitung von Gespenstern? Letzteres wäre natürlich eine spezielle Form von GESELLSCHAFTSREISEN. Sei es wie es sei: Thomas Stangl hat ein Buch darüber geschrieben: REISEN und Gespenster.
"Thomas Stangl gibt in diesem Band Einblick in seine Werkstatt und gleichzeitig Auskunft über die Literatur. Es geht um Landschaften, um Filme und Bilder, um Songs und Bücher, und immer stehen im Zentrum solche Ausnahmezustände wie REISEN oder Krankheit, für die diese Halbwachzustände des Geistes, dieses Wegdriften und gleichzeitig Sich-Öffnen der Aufmerksamkeit so bestimmend sind, die wir auch in den zentralen Passagen seiner Romane finden", heißt es in der Rezensionsnotiz von Georg Renöckl in der Neue Zürcher Zeitung vom 14. August 2012. Und in einer anderen Rezension ("Reise als Symbolraum" von Barbara Zeizinger): Und „Gespenster“, also das, was sich unter der Oberfläche eines Menschen, eines Textes verbirgt, was sie fragil, verletzlich und gleichzeitig groß macht, ist für Stangl existenziell. Im Zusammenhang mit Vesper zitiert er Jacques Derrida, der schreibt, die totale ökonomische Freiheit bringe eine „gespenstige Welt ohne Gespenster“ hervor. Dieses Zitat verwendet Stangl in seiner Rede zum Erich-Fried-Preis noch einmal und fragt sich, was eine Demokratie bedeute, die sich in Verwaltung und Sparsamkeit auflöse: „ohne Versprechen, ohne den gespenstischen, emphatischen Bezug auf eine Vergangenheit oder eine Zukunft, auf etwas ganz anderes, Besonderes“.