Jenseitsreisen
[Votivtafel aus Eleusis mit Darstellung der Mysterien. Archäologisches Nationalmuseum, Athen]

JENSEITSREISEN

ist nur spirituell veranlagten Medien, Hexen, Zauberern und sonstigen Geistern zu empfehlen. In der Regel gibt es nämlich kein ZURÜCKREISEN.

Der Übergang von einer naturverbundenen Kultur zur Hochkultur vollzieht sich ganz allmählich, und mit den veränderten wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen ändert sich auch das religiöse Verhalten. Mythische Religionen legen ihre Überlieferungen in heiligen Schriften nieder, die von Helden und Göttern künden, von der Erschaffung der Welt und von JENSEITSREISEN. In Mesopotamien war es Gilgamesch, der legendäre Herrscher von Uruk, der sich in die Unterwelt begeben hat, um nach Unsterblichkeit zu suchen, doch er kehrte mit leeren Händen aus der Unterwelt zurück. Von einer Erfahrung an der Schwelle des Todes schreibt der Philosoph Plato, indem er den Bericht des verwundeten Soldaten Er nennt: Nachdem er den Köerper verlassen hatte, gelangte er an einen jenseitigen Ort, der von vier gewaltigen Höhlen durchzogen war... (Dann) erblickte er am Ausgang aus der Unterwelt "unreine und besudelten Seelen"; an dem Weg aber, der vom Himmel herabführte, reine und geläuterte Seelen. Sie alle lagerten sich auf einer Wiese und berichteten einander ihre Erlebnisse an dem jeweiligen Ort, von dem sie kamen … (jene,) die vom Himmel herabgestiegen waren sprachen von der unermesslichen Freude und Glückseligkeit, die ihnen dort zuteil wurde. (…) Die Seelen verweilen nicht länger als sieben Tage auf der Wiese. Am achten Tag brechen sie auf, und nach weiteren vier Tagen erblicken sie ein Lichtbündel von außerordentlicher Helligkeit, vergleichbar dem Regenbogen: die Lichtsäule, die den ganzen Kosmos umspannt und als "Spindel der Notwendigkeit" alle Seelen zur Wiederverkörperung zieht.


Mythisch geprägte Religionen berichten in zweifacher Hinsicht von der Begegnung mit jenseitigen Welten: einmal, wenn es um Erlebnisse einzelner Menschen geht, die sich ohne eigenes Zutun in einer anderen Welt wiederfinden, zum anderen gibt es in vielen Kulturkreisen den Versuch, mit Meditation oder durch berauschende Mittel einen Zugang ins Jenseits zu erlangen. In Griechenland dienen die Eleusinischen Mysterien als vorweggenommene Seelenreise, in Persien gibt es Priester, die mit Hilfe von Narkotika in fremde Regionen vorzustoßen versuchen. In den Religionen des Ostens schließlich gilt es bis heute als erstrebenswert, sich durch körperliche Übung in andere Bewusstseinszustände zu versetzen. Die Berichte über JENSEITSREISEN unterscheiden sich also von Kultur zu Kultur und sind dabei meist von religiösen Vorstellungn geprägt, stehen mit den geschilderten mystischen Erlebnissen her den Nahtod-Erfahrungen nahe. In den Religionen des Ostens ereigenen sie sich auf dem Weg zur Erleuchtung und ihre Inhalte gelten als Trugbilder, in anderen Glaubenssystemen findet ihr Erscheinungsbild wohlwollende Aufnahme.

Roman Sandgruber (2012) schreibt zum JENSEITSREISEN: "Der alte Sinn der Reise ist uns abhanden gekommen, auch das schöne Bild vom Leben als Reise und vom Tod als der „letzten Reise“, die kein Ziel und kein Ende hat. Man hat sich auf die ewige Reise gemacht, in ein Jenseits, das unendlich ist."

Quelle
http://www.geistigenahrung.org/ftopic358.html (11-02-02)
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/85/NAMA_Myst%C3%A8res_d%27Eleusis.jpg (11-02-02)
Sandgruber, Roman (2012). Die ewige Reise. OÖN vom 25. August 2012.